Der Pakt mit dem Teufel Kapitel 29: Das größere Gute

 

 

Der Pakt mit dem Teufel

Kapitel 29: Das größere Gute

Von mypenname3000

Übersetzt von Horem

© Copyright 2013, 2014


Story Codes: Violence

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„Mark ist falsch für dich!“ schrie Alice mich an. Sie sah richtig verrückt aus. Selbst als wir uns in dem Motelzimmer gestritten hatten, hatte sie nicht so verrückt ausgesehen. Was war nur los mit ihr? Warum war sie überhaupt hierher gefahren? Erst vor einer Stunde hatten wir uns in dem Motelzimmer gestritten. Warum konnte sie nicht verstehen, dass ich Mark liebte und nicht sie?

„Du musst gehen, Alice!“ rief ich zurück. Ich fing an zu bereuen, dass ich ihr gesagt hatte, dass sie meine Kommandos ignorieren könnte.

„Alice“, sagte Mark leise, als er neben mir ankam. Alices Hände bewegten sich sehr schnell, als sie in ihre Tasche griff. Sie zog etwas kleines Schwarzes heraus. Was war das? Mark sprach weiter. „Du musst verstehen…“

„Waffe!“ rief 63. 63 hatte recht. Das da in Alices Hand war eine Waffe! Eine kleine Waffe, die man perfekt in einer Handtasche verstecken konnte. Was macht sie denn damit, fragte ich mich ganz blöd, als sie sie auf Marks Brust richtete.

Der Knall vertrieb alle meine Gedanken.

Mark grunzte und ich schaute auf meinen Verlobten und meine Augen weiteten sich vor Schreck. Blut blühte auf Marks Brust. Überraschung stand auf seinem Gesicht und er fiel nach hinten. Alles ging ganz langsam, so wie in einer Actionszene in einer Verfilmung eines Comics. Und Alice drückte weiter auf den Abzug. Ihre Waffe bellte immer wieder und immer mehr Blutblüten erschienen auf Marks Brust. Jemand hinter mir rief etwas und noch mehr Waffen knallten. Alice fiel nach hinten und ihre eigenen blutigen Blumen wuchsen auf ihrer Brust.

Mark landete mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden. Alles war still.

Mark! Das konnte einfach nicht passieren! Ich fiel auf die Knie. Da war so viel Blut auf Marks Hemd. Nein, das durfte einfach nicht passieren. Ich drückte meine Hand auf eine der Blüten. Das Blut war warm und klebrig. Ich musste die Blutung stillen. Bleib bei mir, Mark! schrie ich still. Ich schaute in sein aschfahles Gesicht hinunter.

Seine blauen Augen fanden mein Gesicht, seine Lippen bewegten sich. Er wollte mir etwas sagen, aber es quoll nur Blut aus seinem Mund.

„Bitte, Mark!“ flehte ich. „Hilfe! Hilfe!“

Die Leibwächterinnen kamen herbeigelaufen. Auch sie fielen auf die Knie und drückten auf Marks Wunden, um das Blut zu stillen. Chasity stand in der Nähe und rief in ihr Funkgerät. Marks Blut war warm an meinen Händen und seine Augen waren geschlossen. Er atmete noch, aber nur ganz flach. Das darf einfach nicht passieren! Thamina erschien. Sei schob eine der Wachen auf die Seite. Die Muslimschlampe trug ihren Medizinkoffer und fing an, Mark zu behandeln. Sie war Schwester in der Notaufnahme gewesen, wie ich mich erinnerte. Sie kann Mark retten.

„Die Ambulanz ist schon auf dem Weg, Herrin“, sagte mir Chasity. Sie legte mir beruhigend ihre Hand auf die Schulter. „Der Meister wird schon durchkommen.“

Er wird durchkommen, belog ich mich selbst.

Thamina nahm eine Schere und schnitt schnell Marks Hemd auf. Seine Brust und sein Bauch waren mit hellem Blut verschmiert. Thamina nahm Druckverbände zur Hand und riss die Verpackungen auf. Dann begann sie geschickt, Mark Wunden zu versorgen.

„Hebt ihn hoch!“ sagte sie. „Ich muss sehen, ob es auch Austrittswunden gibt.“ Wie konnte sie nur so ruhig sein. Mark starb.

Nein, Mark wird durchkommen. Ich sagte mir das immer wieder. Vielleicht würde es ja wahr werden. Mark wird durchkommen. Oh bitte, mach, dass Mark durchkommt. Ich streichelte sein blasses Gesicht und beugte mich vor und küsste seine Stirn. Bleib bei mir, Mark, bitte, bitte, Mark, bleib bei mir!

Eine Träne lief an meiner Wange herunter und tropfte auf seine Stirn.

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„Er lebt noch“, sagte ich, während ich zusah, wie diese Araberin an ihm arbeitete. Ich schwebte mit Gabriel im Licht und beobachtete die Welt der Sterblichen. „Wie sieht die Zukunft aus, Gabriel?“

„Er lebt vielleicht lange genug, dass es zu störenden Eingriffen von außen kommt“, sagte Gabriel, der die Stränge studierte. „Setze jetzt die Priesterinnen ein, Ramiel. Wir dürfen es nicht zulassen, dass eine von Lucifers Kreaturen sich da einmischt. Die Medizintechnik der Sterblichen wird Mark noch ein paar Stunden am Leben erhalten. Und das ist genug Zeit für unseren gefallen Bruder, sein Leben zu retten.“

„Für die Zukunft“, flüsterte ich traurig.

Theodora wartete außerhalb des kastenförmigen Wagens, in dem ihre Soldaten saßen. Sie stand mit ihren Mitpriesterinnen zusammen, Isabella und Agnes. Alle drei trugen Schutzwesten, diese schwarzen Dinger, die die Sterblichen verwenden, um sich vor diesen furchtbaren Waffen zu schützen. Waffen. Es gab keine Grenze für die Gewalt der Menschen, das hatte ich während des letzten Jahrtausends gelernt. Und es gab auch keine Grenzen für ihren Erfindungsreichtum.

Ich berührte sie leicht und sah, wie sie sich vor Lust schüttelte. „Alice hat versagt. Schick jetzt deine Soldaten, Theodora.“

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Furcht umklammerte mein Herz. Der Meister lag sterbend auf dem Boden. Seine Mörderin lag ein paar Meter hinter ihm. Sie war von den Leibwächterinnen angeschossen worden. Mein Herz hämmerte in meiner Brust. Der Meister durfte nicht sterben. Er hatte so viel Macht. Ich hatte das Gefühl, als würde ich auseinanderfallen. Meine Furcht drohte sich in Verzweiflung zu verwandeln.

Nein! Du musst deine Sinne beisammen halten, Chasity. Der Meister hat dir die Leitung der Leibwächter übertragen. Du musst die Kontrolle behalten. Du hast hier das Kommando. Die Herrin ist viel zu abgelenkt, als dass sie Befehle erteilen könnte. Und der Meister… der Meister will, dass du stark bist. Jetzt gibt es nur noch dich, Chasity. Der Meister und die Herrin zählen auf dich. Wage es nicht, sie im Stich zu lassen. Du musst stark sein.

Reiß dich zusammen, Chasity.

Thamina arbeitete am Meister und sie legte ihm eine Infusion an. 63 mit den feuerroten Haaren, eine von den neuen Leibwächterinnen, hielt den Infusionsbeutel hoch. Sie drückte leicht darauf, damit mehr von der Flüssigkeit in den Körper des Meisters rinnen konnte. Er hatte so viel Blut verloren. Ich schaute zu Alice hinüber. 01 und 24 kümmerten sich um die Frau. Sie sicherten ihre Waffe und übten Druck auf ihre Schussverletzungen aus. Ich wollte schon sagen, dass sie die Bitch verbluten lassen sollten, aber das gehörte nicht zu meinen Angelegenheiten. Darauf war ich nicht trainiert.

Ich überprüfte die Umgebung und suchte nach weiteren Bedrohungen. Meine Schlampenschwestern Allison, Desiree, April, Violet, Xiu, Korina, Lillian und Sam schauten verängstigt von der Veranda aus zu. Die Reporterin Debra, die gerade das Haus gefilmt hatte, als der Meister erschossen worden war, filmte jetzt, wie er starb. Jessica stand neben ihr und stritt sich mit ihr, während der Kameramann ungerührt den Überlebenskampf des Meisters filmte. Sie sollten das wirklich nicht aufnehmen, dachte ich wütend.

Ich fing an, mich zu der Reporterin zu bewegen, als mein Funkgerät sich meldete. „22 an Chasity. Wir haben hier draußen ungewöhnliche Aktivitäten.“

Ich zog das Funkgerät heraus und drückte auf den Knopf. Es zwitscherte und ich war mit dem Netz verbunden. Dann fragte ich: „Was ist los, 22?“ 22 gehörte zu den Leibwächterinnen, die den Eingang in unsere Straße bewachten.

„Hier kommen drei SWAT-Fahrzeuge“, antwortete 22.

Ich runzelte die Stirn. Auf dem Polizeiband war nichts über einen Einsatz einer SWAT-Einheit gelaufen. Außerdem konnte keine SWAT-Einheit derartig schnell reagieren. Nicht vor irgendeinem Streifenfahrzeug. Ich hatte ein schlechtes Gefühl in meinem Bauch. „Chasity an alle Einheiten. Wir werden angegriffen!“ Mein Herz hämmerte in meiner Brust.

Schüsse bellten am Eingang der Straße, wo 22 und die drei anderen Wache hielten. Dann folgte ein lauter Knall und dann konnte ich den ersten SWAT-Wagen um die Kurve biegen sehen. Er raste auf uns zu. Von allen Seiten fielen jetzt Schüsse, als die Leibwachen auf die Fahrzeuge feuerten. Aus den Augenwinkeln konnte ich sehen, wie Jessica und die Reporterin in Deckung gingen. Der Kameramann kniete sich hin und filmte einfach weiter.

„Herrin!“ rief ich und fasste ihre Schulter. Ich musste sie in Sicherheit bringen. Wir waren zu weit vom Haus entfernt. Die Fahrzeuge kamen mit kreischenden Reifen im Wendehammer der Straße zum Stehen. Schnell checkte ich die Umgebung. Eins unserer Streifenfahrzeuge stand etwa drei Meter von uns entfernt. Ich griff nach der Herrin und zog sie mit mir. Hinter uns verschwanden meine Schlampenschwestern wieder im Haus.

„Lass mich los!“ rief die Herrin und wehrte sich gegen meinen Griff. „Ich muss bei ihm bleiben.“

Der Meister hatte mir klare Befehle gegeben. Allen Leibwächterinnen. Wenn ihm etwas passierte, dann mussten wir die Herrin retten, auch wenn das bedeutete, ihre Befehle zu missachten. „Bleib unten, Herrin!“ rief ich. Ich drückte sie hinter den Hinterreifen und drückte sie mit dem Knie auf den Boden. Dann zog ich meine Waffe.

Ich sah, wie sich aus dem ersten SWAT-Fahrzeug schwarz bekleidete Beamte auf die Straße ergossen. Scheiße, die hatten Maschinenpistolen. Außerdem trugen sie Schutzwesten, gegen die meine 9 mm nichts ausrichten konnte. Ich zielte also auf ihre Beine oder Arme und zog den Abzug durch. Automatisches Feuer kam vom SWAT und ich duckte mich, als die Kugeln über das Auto pfiffen. Die Seitenfenster wurden getroffen und Glasscherben regneten auf Mary und mich herunter. Der Reifen, hinter dem wir lagen, zischte, als er nach einem Treffer die Luft verlor. In meiner Nase saß der Geruch nach Kordit und der Pulverdampf brannte in meinen Augen. Meine Ohren klingelten von den Schüssen.

Ich schaute zurück auf den Meister. Thamina arbeitete noch immer an ihm und 63 hielt noch immer den Infusionsbeutel. Er war zu schwer verletzt, als dass man ihn hätte bewegen können. Die anderen Leibwächterinnen beim Haus gingen in Deckung und erwiderten das Feuer. Wir brauchten schwerere Waffen. Ich fragte mich, ob in dem Auto vielleicht eine AR-15 war. Einige Beamten hatten eine. Seit 9-11 war es nicht ungewöhnlich, dass es selbst für normale Streifenwagen die zivile Variante des M16 gab. Ich schaute in das Fahrzeug, hinter dem wir Schutz gesucht hatten, aber alles, was ich sehen konnte, war ein Gewehr. Ein erneuter Feuerstoß knallte in das Auto und ich warf mich über die Herrin.

Mein Herz pochte vor Furcht und nur meine Ausbildung sorgte dafür, dass ich weitermachte. Die Herrin hatte sich zu einem Ball zusammengedreht. Sie bedeckte ihren Kopf mit den Händen. Ich wollte mich eigentlich auch gerne so zusammenrollen und mich neben sie legen, aber ich hatte hier einen Job zu erledigen. Es war für den Meister und für die Herrin wichtig, dass ich jetzt tapfer war. Ich schaute um den Wagen herum und bemerkte eine schwarze Frau mit einer Schutzweste hinter einem Lieferwagen. Sie bellte den Beamten Befehle zu.

Das musste eine Nonne sein, erkannte ich. Und das waren doch die SWAT-Beamten von der Razzia von vor zwei Wochen. Ich hatte inzwischen so viel über Magie gelernt, dass mir sofort klar war, dass Nonnen die Beamten kontrollierten und steuerten. Ohne die Nonnen könnten wir vielleicht eine Chance haben.

Ich griff nach meinem Funkgerät. „Chasity an alle Einheiten, die Beamten werden von Nonnen kontrolliert. Zielt auf Frauen!“ Dann nahm ich mir das Funkgerät der Polizei. „1 David 324, Polizisten in Not!, 2932 Mountain View Court!“ rief ich. „Polizisten werden von Verdächtigen angegriffen, die sich als SWAT-Einheit von Pierce County ausgeben. Die Verdächtigen haben schwere Waffen und tragen Schutzwesten! 1 David 324, Mountain View Court! Kommen!“

„Verstanden, 1 David 324“, sagte die Zentrale. „Wir schicken alle verfügbaren Einheiten, 2932 Mountain View Court.“

Ich schaute über das Auto und suchte diese Schwarze. Die Beamten der SWAT-Einheit bildeten einen Kreis. Sie benutzten ihre eigenen Fahrzeuge als Schutz, während sie auf meine Frauen schossen. Ein Beamter war getroffen und hielt sich das Bein. Ich sah die Schwarze und leerte ein Magazin in ihre Richtung. Funken stoben von den Fahrzeugen hoch, als meine Kugeln rings um sie herum einschlugen. Und dann hatte ich sie getroffen. Eine meiner Kugeln hatte sie am Hals erwischt. Einige von den Beamten sahen plötzlich verwirrt aus. Einer kam aus seiner Deckung hoch und er fing sich einen Treffer in seiner Schulter ein. Er fasste seine Wunde an, als er auf den Boden fiel.

Ich tauschte das Magazin aus und feuerte auf eine andere Frau. Sie hatte sandblondes Haar, aber sie duckte sich hinter ihr Fahrzeug. Ich nahm ein neues Ziel auf und schoss mein Magazin auf einen Beamten. Er stolperte, als meine Kugeln ihn auf der Weste trafen, aber er kam wieder hoch. Ich duckte mich, warf das Magazin aus und nahm das nächste. Nein, das letzte. Ich schaute zum Meister hinüber und sah, dass Thamina die Infusion in einer Hand hielt und ihn mit ihren eigenen Körper deckte. Neben den beiden lag 63 auf dem Boden. Ich schaute mich um und sah, dass noch mehr Leibwächterinnen getroffen waren. Sie lagen hinter Büschen, Veranden oder ihren Fahrzeugen.

Ich konnte hören, wie sich Sirenen aus der Entfernung näherten. Die Verstärkung kam heran. Wir mussten nur noch eine kleine Weile durchhalten. Alle Polizeieinheiten hatten inzwischen den Befehl bestätigt, zu uns zu kommen. Wir mussten nur noch eine kleine Weile aushalten.

Das Feuer nahm langsam ab. Nicht nur mir ging die Munition aus. Ich schaute hoch und sah, dass drei der Beamten mit einer Nonne herankamen. Die beiden vorderen Beamten hielten Schilde und die blonde Nonne und der andere Beamte bewegten sich in ihrem Schutz vorwärts. Ich entleerte mein letztes Magazin auf die Gruppe. Die Kugeln prallten von den Schilden ab. Ich versuchte, die ungeschützte Seite der Nonne zu erwischen. Stattdessen traf ich einen der beiden vorderen Beamten ins Knie. Er schrie vor Schmerz auf und fiel auf den Boden. Die Nonne war ungeschützt.

Die anderen erwiderten mein Feuer und ich duckte mich wieder hinter den Streifenwagen. Ich hörte das metallische Klingen, wenn die Kugeln um mich herum in das Metall des Autos einschlugen. Sie waren jetzt nur noch wenige Meter von mir entfernt. Ich sah mich um. Ich war die einzige Leibwächterin, die noch vor dem Haus im Einsatz war. Ich war als einzige übrig, um den Meister und die Herrin zu beschützen.

Und alles was ich noch hatte, waren mein TASER und mein Schlagstock.

Wenn ich die Nonne betäuben konnte, würden die Beamten vielleicht lange genug irritiert sein. Aber die Entfernung war groß. Und ich durfte nicht ihre Weste treffen. Ich zog den TASER und entsicherte ihn. Ich würde sehr sorgfältig auf die Lücke zwischen der Vorderseite und der Hinterseite der Weste zielen müssen. Und in dieser Zeit wäre ich ein ruhendes Ziel. Meine schusssichere Weste lag im Haus. Auf diese Entfernung konnten sie mich nicht verfehlen.

Ich schaute auf die Herrin, die noch immer zusammengerollt auf dem Boden lag. Ich hatte als Polizistin einen Eid geschworen, dass ich unschuldige Menschen schützen würde. Ich stand also auf und zielte. Mein Herz schlug in meinem Hals. Ich konzentrierte mich nur auf die Nonne. Ich ignorierte den Beamten, der seine Waffe gegen mich hob. Die Laserzeichen erschienen rot auf der Seite der Nonne, genau an der verwundbaren Naht zwischen der Vorderseite und der Rückseite. Ich atmete aus und dann drückte ich den Abzug durch. Gleichzeitig blitzte die Mündung der MP auf und…

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Die blonde Polizistin erhob sich hinter dem Streifenwagen.

Sie war diejenige, die Schwester Agnes getötet hatte, erkannte ich. Sie hielt etwas in meine Richtung, was keine Waffe war. Dafür war es zu dick und eckig. Außerdem trug es gelbe Streifen. Du musst etwas unternehmen, Theodora, sagte ich und zwang meine Beine dazu, nach links zu springen. Alles passierte zu schnell. Mein Körper wollte sich einfach nicht bewegen. Die Blonde bewegte ihren Finger und etwas flog in meine Richtung und zog Kabel hinter sich her.. Es tat weh, als es mich in der Seite traf. Duncan feuerte und die Blonde fiel. Ringsum spritzte es rot. Ich zog einen kleinen metallenen Pfeil aus meiner Seite. Das war ein TASER, erkannte ich. Aber ich war nur von einem Pfeil getroffen worden. Der andere steckte harmlos in meiner Weste.

Kugel schwirrten um mich herum und Duncan wurde an der hinteren Seite seines Halses getroffen. Er fiel. Wir wurden von noch mehr dieser Leibwächterinnen von hinten unter Feuer genommen. Einige hatten sogar Maschinenpistolen. Dieser ganze Angriff drohte auseinanderzufallen. Ich konnte hören, wie sich Sirenen näherten. Mehr Bullen. Wir mussten jetzt schnell zum Ende kommen.

Ich duckte mich hinter dem Streifenwagen, als die Frau mit dem Gewehr wieder aufstand und schoss. Zu meinen Füßen lag eine Frau mit rotbraunen Haaren zusammengerollt. Sie benutzte den Reifen des Autos als Schutzschild. Ihre Aura war rot. Die Aura eines Hexers. Mark lag tot oder sterbend auf dem Boden und eine der Leibeigenen kümmerte sich um ihn. Das hier musste also seine Liebhaberin sein.

Ich sah zu Dennis zurück und dann sah ich die blonde Frau, die den TASER auf mich abgeschossen hatte. Ich musste mich beinahe übergeben. Das war genau, was ich befürchtet hatte. Sie war eine Leibeigene und sie war ganz sicher tot. Ihre schwarze Aura war verschwunden. Es war schon sehr lange her, dass ich eine Person angesehen hatte und keine Aura bemerkt hatte. Und sie war nicht die einzige Leibeigene, die wegen meiner Aktion ihr Leben verloren hatte. Es war meine Pflicht, Leibeigene zu retten und nicht zu töten.

Das ist alles für das größere Gute, Theodora. Alles für das größere Gute, sagte ich mir immer wieder.

Warum fühlte ich mich dann so besudelt?

Ich wollte Dennis gerade befehlen, die Hexe zu erschießen, als sie mich ansah. Sie hatte tiefe grüne Augen und Sommersprossen. Sie kam mir so bekannt vor. In meinem Kopf entstand ein Bild eines kleinen Mädchens, das lachte, als ich sie im Garten meines Hauses schaukelte, während ihr rotbraunes Haar hinter ihr her wehte. Das war in einem anderen Leben gewesen. Damals war ich Tiffany Sullivan gewesen, treusorgende Ehefrau und Mutter dreier Kinder.

Ein besonderer Gesichtsausdruck erschien auf dem Gesicht der Hexe. „Mutter?“ fragte sie zögernd.

Oh mein Gott! Sie war es! Meine Mary. Wie konnte sie eine Hexe sein? Ich wusste nicht, was ich sagen sollte und dann sah ich den Zorn in ihren smaragdgrünen Augen brennen. Meine Tochter hasste mich, erkannte ich. Meine Gedanken fielen auseinander. Ramiel und Gabriel mussten das gewusst haben und sie hatten es vor mir geheim gehalten. Meine Tochter hasste mich. Meine Tochter hatte ihre Seele an den Teufel verkauft. Und ich war geschickt worden, um meine eigene Tochter zu töten.

„Mutter“, schnarrte sie und sie sprang mich an. Ihre Fingernägel kratzten in meinem Gesicht.

„Pack sie!“ sagte ich zu Dennis und versuchte, sie von mir zu trennen.

Der Beamte packte Mary und zog sie von mir weg. Dennis drehte ihr die Arme auf den Rücken und ließ seine Handschellen zuschnappen. Mary kämpfte wie eine Wildkatze. Sie trat nach mir und schrie mich an. „Du verdammte Bitch! Du hast ihn umgebracht! Du verdammte Nonne! Du hast auch etwas mit Alice gemacht! Ich werde dich töten, Mutter!“

„Zurück zum Wagen!“ befahl ich. Mehrere von den Leibeigenen versammelten sich um uns. Darunter war die Frau mit dem großen Gewehr, die Duncan getötet hatte. Ich hatte Schuldgefühle. Auch sein Leben ging auf mein Konto. Wir rannten zum Auto zurück. Dennis warf Mary nach hinten und lief dann zur Seite des Wagens, um sich auf den Fahrersitz zu setzen. Ich sprang hinter Mary in den Wagen. Etwas traf mich im Rücken und ich fiel auf den Wagenboden. „Los, Dennis!“ rief ich, während die Leibwächterinnen immer näher kamen.

Ich schob meine Hand zwischen meine Weste und meinen Rücken dorthin, wo ich eben den Schlag gespürt hatte. Aber da war kein Blut, nur ein großer Bluterguss. Die Weste hatte den Schuss abgehalten. Ich seufzte erleichtert und setzte mich auf, als Dennis den Gang einlegte.

Der Wagen setzte sich in Bewegung und rammte beim Losfahren noch einen der Streifenwagen. Dann rasten wir die Straße entlang. Ich sah Agnes in einer Blutlache liegen und Isabella lag an der Seite eines der Autos. Trauer drohte mich zu überwältigen. Schuld drohte mich zu ertränken. Noch mehr Leichen lagen in der Nachbarschaft. Alles meine Opfer!

„Ich werde dich töten, Mutter!“ schrie Mary von hinten.

Die Sirenen kamen immer näher. Ich musste noch eine Sache machen. Ich schloss meine Augen und konzentrierte mich auf unser Fahrzeug. Ich atmete tief ein und stieß ein einzelnes Wort aus. Cathar. Energie floss durch meinen Körper und in das Auto. Das war der Unsichtbarkeitsspruch, der letzte Spruch, den Ramiel mir beigebracht hatte.

„Fahr vorsichtig, Dennis“, sagte ich. „Niemand kann uns sehen.“

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Ich sah das Mündungsfeuer der Maschinenpistole und… dann stand ich in den Schatten. Ich blinzelte und schaute mich verwirrt um. Überall war ein grauschwarzer Nebel aus Nichts. Ich runzelte die Stirn. Nein, da war doch etwas. Leute? Irgendwie aneinander gedrängt. Sie waren eigentlich nur Formen in dieser nebeligen Umgebung. Da ich sonst nichts sah, ging ich zu ihnen hinüber.

Was ist passiert? Wo bin ich?

Als ich näher kam, löste sich das Bild ein wenig auf. Das waren 05 und 78. Und direkt hinter ihnen waren 63 und 22. Mein Herz schlug schnell. Ich sah, dass 63 tot neben dem Meister lag. Ihr Gesicht war von der Kugel zerstört, die sie getroffen hatte. 22 hatte am Eingang der Straße gestanden, als die SWAT-Fahrzeuge gekommen waren. Furcht erfasste mein Herz. War ich tot? Der Blitz der MP füllte meinen Kopf.

Nein, ich konnte nicht tot sein. Der Meister und die Herrin brauchen mich. Sie wurden angegriffen.

„Wo sind wir?“ fragte ich. Alle drehten sich zu mir um. „63, du bist erschossen worden. Du hast tot ausgesehen.“

63 nickte traurig. „Ich habe den Meister beschützt“, flüsterte sie und schob sich ihr Haar hinter die Schultern.

„Das muss ein Traum sein“, protestierte ich. „Ich kann nicht…“

„Tot sein?“ flüsterte eine alte Stimme von hinter mir. „Ich fürchte, ihr seid alle tot.“

Ich drehte mich um und ich sah einen alten Mann. Er trug einen grauen Umhang und war in den Schatten beinahe unsichtbar. „Ich kann nicht tot sein“, protestierte ich. „Ich muss die Herrin schützen. Sie wird angegriffen.“

„Du bist gestorben, als du versucht hast, deine Herrin zu schützen, Chasity Sarah Vinter.“ Der alte Mann lächelte müde.

„Wer bist du?“ fragte 05.

„Ich bin Virgil, Dave Tawny Atterberry“, sagte Virgil und sprach den Namen von 05 aus. Er machte eine Pause, als ob er erwartete, dass wir ihn kannten. Dann seufzte er. „Ihr Amerikaner!“ seufzte er. „Keiner von euch studiert die Klassiker.“ Er schüttelte den Kopf. „Und noch nicht einmal einer von euch hat das Videospiel gespielt? Naja, ist ja auch egal. Ihr seid alle tot. Und das hier ist Limbo oder der Schatten. Es ist der Teil des Abgrundes, der am nächsten an der Welt der Sterblichen liegt.“

„Der Abgrund?“ fragte ich verwirrt.

„Die Hölle, Gehenna, Tartarus, Sheol“, antwortete Virgil. „Der Abgrund hat viele Namen. Ihr seid hier, weil Mark Glassner eure Seelen an seine gebunden hat. Hier sollt ihr den Tod eures Meisters abwarten, damit ihr dann die Ewigkeit mit ihm verbringt.“ Virgil verengte seine Augen, als ob er in die Schatten starren würde. „Ich glaube, ihr müsst nicht mehr lange warten.“

Ich runzelte die Stirn. Mir war so, als könnte ich den Meister sehen. Ich konzentrierte mich. Ich stellte mir den Meister vor und da sah ich ihn. Er lag noch auf dem Boden und starb. Ich dachte an die Herrin und das Bild verschwamm und da war die Herrin. Sie lag gefesselt hinten in einem SWAT-Fahrzeug und schrie die sandblonde Nonne an.

Ich wollte Virgil Fragen stellen, aber er war weg. Er hatte sich in den Schatten aufgelöst. Ich nahm die Hände von 63 und 05. Ich drückte sie und setzte mich hin. „Wir werden wieder mit dem Meister vereint sein“, beruhigte ich meine Frauen. „Wir müssen nur ein wenig warten.“

„Wo sind wir“ fragte eine neue verwirrte Stimme.

Ich schaute hin und sah, wie 34 auftauchte. Ich streckte ihr meine Hand hin und ließ die Hand von 63 los. „Ich habe schlechte Nachrichten“, sagte ich ihr, als sie sich zwischen 63 und mich selber drückte.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Ich fiel in die Dunkelheit.

Ich starb.

Alice hatte mich erschossen und ich starb.

Ich hatte nie gedacht, dass es so enden würde. Von einer eifersüchtigen Frau erschossen, damit sie meine Verlobte haben konnte. Mary würde mir bald nachkommen, erkannte ich traurig. Mary hatte sich Jugend und Gesundheit gewünscht, solange ich lebte. Wenn ich starb, dann würde auch sie sterben. Bedauern wuchs in meinem Herz. Ich würde nie das Baby sehen, das in Korinas Bauch wuchs. Ich würde nie ein Kind mit Mary zeugen. Und ich hätte so gerne mein Fohlen heiraten wollen. Ich hätte sie so gerne strahlend durch den Gang auf mich zu gehen sehen wollen. In ihrem Hochzeitskleid. Ich stellte sie mir vor, weiß gekleidet mit einem weißen Schleier, Blumen in der Hand. Ihr rotbraunes Haar hätte einen tollen Kontrast zu ihrem Kleid gemacht. sie wäre so wunderschön gewesen.

„Du kannst sie noch sehen, Mark“, kam eine Stimme aus der Dunkelheit. „Du bist noch nicht tot.“

To be continued…

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